In diesem Beitrag prüfen wir das Problematische des Fortschrittsdenkens in der modernen Pädagogik, weil der progressivistische Charakter der „Neuen-Erziehungsbewegung" heute eher angezweifelt wird. Deswegen müssen wir uns wieder neu der Grundfrage stellen: „Was kann und sollte man unter Fortschritt verstehen"? „Welche Kriterien müssen bei der Veränderung eines Zustands erfüllt sein, damit man diese unter den Begriff Fortschritt subsumieren kann?" etc. Dieser Fragestellung gehen wir zuerst dadurch nach, dass wir am Beispiel von Herman Nohls Geschichtsschreibung über die reformpädagogische Bewegung die dort konzipierten Elemente des Fortschrittsdenkens herausarbeiten. Diese Geschichtsschreibung ist dadurch gekennzeichnet, dass sie die einzelnen Phänomene typisiert, vereinheitlicht, zu unterschiedlichen Epochen zusammenfasst und sie unter dem Prinzip der lebensdialektischen Logik in eine zeitliche Stufenreihe anordnet. Da jedoch die Wissenschaftlichkeit der Methodik der geisteswissenschaftli-chen Pädagogik heute als problematisch gilt, vor allem die Aufarbeitung der Quellenlage und die mit der „Stufenreihe" implizierte „Höherentwicklung", besinnen wir uns zweitens auf den Ursprung des historischen Bewusstseins zurück. Bei Historiker Ranke finden sich differenzierte Grundsätze zum Fortschrittsgedanke, die auf den Respekt vor den einzelnen Epochen, Lebenshistorie etc. verweisen. Wir schließen mit der Bedeutsamkeit der Maxime Sprangers für das heutige pädagogische Verständnis vom Menschen: „Jedes Lebensalter ist unmittelbar zu Gott."