In diesem Aufsatz geht es um den Zusammenhang zwischen der Schönheit des Körpers und der inneren Tugend im Minnesang. Ziel ist es, diesen Zusammenhang besonders anhand der Beobachtung der Adjektive „schoene“, „guot“ „edel“ und „hübesh“ in den Liedern des Kürenbergs zu erklären.
In seinen Liedern tauchen oft konkrete Dinge wie „ritter“ oder „hemede“ auf, und in dieser Hinsicht klingen seine Lieder realistischer als anderer Minnesang, dessen Hauptthema „hohen minne“ ist. Jedoch gibt es in seinen Liedern sehr wenige Beschreibungen des Körpers, und die körperliche Schönheit von Männern und Frauen wird hauptsächlich mit dem Adjektiv „schoene“ zusammengefasst. Aber auch im Minnesang nach der Periode von Kürenberg gibt es im Grunde wenige konkrete Beschreibungen der Körper von Männern und Frauen. Erst in den 1190er Jahren, als Heinrich von Morungen oder Walther von der Vogelweide tätig waren, wurde die körperliche Schönheit der Frau im Minnesang konkreter dargestellt. Die detaillierten Beschreibungen der körperlichen Schönheit sind für sie das Streben nach Darstellungen, die sich vom traditionellen Minnesang unterscheiden.
In den Liedern des Kürenbergs wird festgestellt, dass sowohl Männer als auch Frauen „schoene“ sind. Im Vergleich zu den Liedern von Walther scheint Kürenberg das Adjektiv „schoene“ als bloßes Klischee zu verwenden. Dabei bezeichnen die Frauen in der Liederwelt Männer aber als „hübesh“ oder „edel“, wodurch der Zusammenhang der körperlichen Schönheit mit dem höfischen Verhalten besonders betont wird.
Während Männer in den Liedern des Kürenbergs ihre Aufrichtigkeit und ihre unerschütterlichen Gefühle gegenüber Frauen ausdrücken, zeigen sie auch den Aspekt, höfisches Verhalten und Schönheit des Aussehens als Mittel zu verwenden, um Frauen zu gewinnen. Bei Männern stimmen die äußere Schönheit und die inneren Tugenden nicht immer überein.
Die Mischung der hohen Spiritualität und der groben Worte und Taten ist einer der Reize der Lieder des Kürenbergs, die im typischen Minnesang kaum zu finden ist. Diese Mischung von beiden Aspekten findet sich in seinen Liedern sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Und im Bezug auf die körperliche Darstellung bestätigt dieser Aufsatz, dass diese Mischung besonders deutlich im Widerspruch zwischen der körperlichen Schönheit und den inneren Tugenden bei Männern auftritt.