Karl Wassmannsdorff (1820-1906) war einer der "Turnhistoriker" im 19. Jahrhundert, und sogar ein Vorläufer in der Untersuchung der Geschichte der Leibesübungen im deutschen Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit. Er hat sehr viele Abhandlungen über die Leibesübungen in diesen Zeiten hinterlassen, mehr als die anderen damaligen Turnhistoriker. Seine Interessen für die Geschichtsforschung der Leibesübungen in jenen Zeiten haben sich auf die folgenden Gebiete erstreckt: 1) die Leibesübungen in den Ritterschulen, 2) die Auffassungen über die Leibesübungen von Humanisten und Medizinern, 3) die Etymologie der "Turnworte", 4) die Leibesübungen des Ritters, Bürgers und Bauern, 5) die Wiedergaben der Handschriften über Fechten, Ringen, Schießen und Schwimmen, und 6) die volkstümlichen Übungen (Laufen, Springen, Werfen usw.) und Spiele.
Wenn wir die Geschichte der Leibesübungen in den erwähnten Zeiten untersuchen wollen, müssen wir die Forschungsleistungen Wassmannsdorff's einbeziehen. Folgende vier Punkte sollen deshalb in dieser Abhandlung untersucht werden: 1) Übersicht über Wassmannsdorff's Lebenslauf, 2) Feststellung seiner Interessen für die Turnforschung durch die Titelanalyse seiner Schriften, 3) Feststellung seiner Interessen für die Geschichte der Leibesübungen im deutschen Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit durch die Inhaltsanalyse seiner zusammenhängenden Schriften, und 4) Abfassung eines Literaturverzeichnisses von Wassmannsdorff's Schriften mit Bezug auf jene Zeiten.