Die Bologna-Deklaration und der daraus folgende Prozess hat die Hochschullandschaft in Europa grundlegend verändert. Besonders sichtbar sind diese Veränderungen in Deutschland, wo sich die Universitäten in einer Umstrukturierungsphase befanden, ausgelöst durch die Widersprüche zwischen dem Humboldtschen Ideal und der Realität der Massen-universitäten und beschleunigt durch die angeblichen Zwänge der Globalisierung des Bildungswesens.
Dieser Beitrag untersucht die Realität der Bologna-Reform aus zwei Perspektiven. Einmal werden am Beispiel des Faches Geographie bundesweit Strukturen und Reformprozesse verglichen, andererseits dient eine einzelne Universität, die Universität Freiburg, als Beispiel für die interne Vielfalt der Umstrukturierung. Zum Abschluss wird Beurteilung des Prozesses in den Medien und durch Studierendenorganisationen analysiert.
Am Beispiel des Faches Geographie wird deutlich, dass die Bemühungen ein einheitliches Fachprofil zu bewahren nur bedingt erfolgreich waren. Die in den neuen Bachelor- und Master-Studiengängen geforderte genaue Festlegung von Studieninhalten und Beurteilungen verhindert eine Kompatibilität zwischen verschiedenen Universitäten, so dass nicht nur ein Universitätswechsel während des Bachelor-Studiums, sondern auch zwischen Bachelor und Master erschwert wird. Damit wird eine zentrale Forderung der Bologna-Deklaration, die Förderung studentischer Mobilität, selbst innerhalb eines Landes nicht erfüllbar. Die Belastung der Lehrenden durch Prüfungs- und Verwaltungsaufgaben behindert zudem die in diesem Fach unabdingbare Feldforschung. Die Studierenden profitieren von einem besser strukturierten Studienaufbau, der gleichzeitig aber weniger Freiräume bietet.
An der Universität Freiburg hat der Aufbau eines Zentrums für Schlüsselqualifikationen für neue Impulse gesorgt. In den Fachbereichen zeigt sich dagegen die Ausgestaltung der Reform sehr heterogen.
Als Kritikpunkte der Reform werden in den Medien besonders die eingeschränkten Freiräume der Studierenden betont und eine Reform des mit drei Jahren zu kurzen Bachelors gefordert. Die Studierendenorganisationen dagegen greifen besonders die sozialen Aspekte der Reform sowie die Zugangsbeschränkungen vom Bachelor zum Master an, die in anderen Ländern so nicht üblich sind. Insgesamt bietet sich in Deutschland durch die unklare Kompetenzverteilung zwischen Bund, Ländern und Hochschulen das Bild einer unkoordinierten Reform mit eher zwiespältigem Ergebnis.