Das Wort „verloben“, das im Titel der Novelle von Heinrich von Kleist „Die Verlobung in St. Domingo“ steht, bedeutet ursprünglich, dass man sich durch ein Gelübde oder feierliches Versprechen mit jemandem verbindet. In dieser Novelle können viele Wörter, die sowohl mit „binden“ als auch mit „befreien“ zu tun haben, gefunden werden. In diesem Beitrag geht es darum, was sie für Bedeutungen haben.
Toni wird von ihrer Mutter das Haar nach der Landesart zusammengebunden und der Latz zugeschnürt. Damit ist Toni an ihre List, sich an den Weißen zu rächen, gebunden. Während der Verführung Gustavs verschiebt sich das Tuch über ihrer Brust, darum rückt sie es zurecht, aber dabei vergisst sie das, was ihre Mutter angeordnet hat. Ihr Benehmen „zurechtrücken“ bedeutet, dass sie sich selbst wieder in die „rechte Position“ bringt, weil sie zu der List von Babekan in „unrechter Position“ steht.
Gustav schenkt Toni ein goldnes Kreuz, das seine verstorbene Verlobte hintergelassen hat. Damit wird das Mädchen von ihm an sie gebunden und nimmt sie sich zum Vorbild.
Nach der Liebesnacht schenkt Toni dem Willen der Mutter keine Beachtung mehr und beschließt, Gustav zu retten. Dabei kleidet sie sich selbst, nicht mit Hilfe der Mutter, an. Dadurch wird deutlich, dass sie sich nun von den Bann ihrer Muter befreit hat. Sie will auch versuchen, Gustav gegenüber ein Geständnis über die Verbrechen, zu denen sie von der Mutter gezwungen wurde, abzulegen. Diese Toni nennt der Stiefvater „die Bundbrüchige“. Dieser „Bund“ ist den „Bund mit den Schwarzen“. Sie bricht jetzt „den Bund“, deshalb muss sie von ihm „die Bundbrüchige“ genannt werden. Toni selbst ist „Mestize“, und besteht darauf, dass sie eine Weiße sei.
Diese Geschichte könnte als eine Geschichte der Emanzipation von Toni gedeutet werden, denn es ist ihr gelungen, sich von den Schwarzen sowie ihrer Mutter zu befreien. Aber in der Tat wird sie nicht emanzipiert, sondern immer noch gebunden.