ドイツ文学論集 46 号
2013-10-21 発行

イタリアとドイツの幸せな結婚? : 『マーサの幸せレシピ』をめぐって <論文>

Zum Film Bella Martha : Eine glückliche Heirat von Italien und Deutschland?
木本 伸
全文
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DoitsuBungakuRonshu_46_54.pdf
Abstract
Der Film Bella Martha (Sandra Nettelbeck, 2001) hatte international großen Erfolg. Dazu trugen nicht zuletzt die grandiosen Küchenszenen in einem Hamburger Nobelrestaurant bei, in dem die Filmhandlung hauptsächlich spielt. Die Delikatessen erscheinen jedoch nicht nur zur Dekoration auf der Leinwand. Das Essen wird hier vielmehr als Schlüssel zu guten Beziehungen zwischen den Menschen thematisiert. Denn nicht nur was sondern auch wie und mit wem man ißt, ist entscheidend für die Zufriedenheit von Körper und Seele beim Essen.

Es ist aber selten in der neueren deutschen Literatur, daß das Essen thematisch in den Vordergrund rückt. Dabei spielt vor allem die puritanische Welt- und Lustfeindlichkeit eine Rolle, wie Wierlacher in seiner Habilitationsschrift Vom Essen in der deutschen Literatur (1987) dargelegt hat. Demnach wird in der modernen deutschen Erzählliteratur sehr oft nur hastig gegessen. Diese Lebensart ließ sich lange mit einem Paulus Wort aus dem Brief an die Thessalonicher begründen: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ Diese religiös begründete Armut der Tischsitten breitete sich danach über die Literatur hinaus auch auf deutsche Spielfilme aus.

Wenn man diesen historischen Hintergrund in Betracht zieht, läßt sich wohl sagen, daß der Erfolg von Bella Martha als Küchenfilm in der deutschen Kulturgeschichte sehr bemerkenswert ist. Dazu trägt sicherlich bei, daß die Regisseurin Nettelbeck sich im außerdeutschen Kulturraum, nämlich in San Francisco, filmisch ausgebildet hat. In einem Interview bekundete sie, vom deutschen Kino nicht beeinflusst zu sein.

Trotzdem ist es der Titelheldin des Filmes Martha leicht anzumerken, daß sie auf geradezu unvergleichliche Weise puritanisch ist, was eben an das historische Arbeitsethos der Norddeutschen erinnert. In diesem Punkt räumt die Regisseurin selber ein, daß die Heldin mehr oder weniger ihr Spiegelbild ist. Martha wünscht sich nichts sehnlicher, als perfekt zu kochen, denn einen anderen Lebensinhalt kennt sie nicht. Das Wochenende wird bei ihr ausschließlich dem Studium der Kochkunst gewidmet. Für Freunde oder Männer gibt es natürlich keinen Platz. Diese Meisterköchin hat nicht einmal selber Lust zu essen und ißt z.B. nicht zu Mittag.

Die Restaurantbesitzerin gibt dieser asketischen Köchin den Spitznamen „die Zweitbeste.“ Das ist nicht wörtlich gemeint, sondern soll nur andeuten, daß ihr etwas Wichtiges fehlt, was für die Kochkunst unentbehrlich ist. Ihr Leben verläuft ganz nach ihrem Willen, bis sie aus dem Gleichgewicht gebracht wird, als ihre Schwester bei einem Unfall ums Leben kommt und Martha sich plötzlich um ihre achtjährige Nichte Lina kümmern muss. Das Mädchen verweigert aber vor Kummer all die Delikatessen, die die Tante für sie zubereitet. Abseits des Herdes ist Martha ein Nichts und fühlt sich folglich dem wortkargen Kind gegenüber hilflos. Endlich gelingt es ihr mit Hilfe von Mario, der zur Verstärkung des Restaurantpersonals eingestellt wurde, daß Lina wieder Appetit bekommt. Mario, ein lebensfroher Koch aus Italien, steht in einem starken Kontrast zu der deutschen Meisterin. Er kommt immer zu spät zur Arbeit und singt beim Kochen vor sich hin. Es herrscht eine fröhliche Stimmung um ihn herum.

Mario und Martha gehören aber komplementär zusammen, wie auch die beiden Namen fast ein Anagramm bis auf die letzten Buchstaben A bzw. O bilden. Diese Namen stehen wohl für Präzision hier und Freude am Kochen dort - beides Eigenschaften, die eigentlich in keinem Beruf entbehrlich sind. Allerdings wird heute die Präzision oft überbewertet, dagegen die Freude an der Arbeit ebenso oft unterdrückt. Martha und Mario verlieben sich schließlich ineinander und werden ein Paar. Im Abspann sieht man, wie Martha, Mario und Lina, die miteinander so glücklich wie die Heilige Familie sind, ein Lokal in Italien eröffnen. Dieses glückliche Ende kann man jedoch sicher nicht anders bezeichnen denn als eine Flucht aus der modernen Realität in die Utopie.
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