In diesem Aufsatz sollen im Rahmen der Minimalist-Theorie von Chomsky Bindungsbedingungen von verschiedenen Reflexivpronomina untersucht werden.
1) Wie Reinhart & Reuland (1993) behaupten, ist die "logophorische" Verwendung eines nicht vom Subjekt gebundenen Reflexivs aus bindungstheoretischen Gegenständen auszuschließen.
2) Das Bindungsprinzip B ("Pronomen sei nicht in seiner regierenden Kategorie gebunden") soll aufgegeben werden. Ein Pronomen tritt gerade in solchen Kontexten als letztes Mittel auf, wo kein Reflexiv zur Verfügung steht, z.B.: "Er gedenkt seiner" oder "Ich wasche mich" etc.
3) Koreferenz von Antezedens und Reflexiv läßt sich durch die von Chomsky (1995) vorgeschlagene LF-Klitisierung erklären. Bei romanischen Sprachen wird das klitische Pronomen auf der overten Syntax ans finite Verb adjungiert (=X^0-Bewegung). Bei Deutsch oder Englisch findet diese X^0-Bewegung erst auf LF (Logische Form) statt. Die obligatorische Bewegung von "sich" im Satz (i) kann man aber als XP-Bewegung nach Agr-oP (Objektkongruenz) betrachten:
(i) weil [AGR-SP Hans [AGR-OP sich1 [VP normalerweise nicht t1 geschämt ]hat]
4) Der Kontrast zwischen "sich" und "sich selbst" läßt sich erklären, wenn man annimmt, daß "selbst" auf LF an einen am nächsten stehenden D (=Determinator) -Kopf adjungiert wird und somit eine lange Bewegung blockiert wird:
(ii) Die Studenten1 hörten [die Lehrer2 über {sich1/2, sich selbst 2/*1} sprechen].