フランス革命検死報告書 : 『ダントンの死』

広島ドイツ文学 Issue 32 Page 1-20 published_at 2020-01-15
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File
HiroshimaDoitsuBungaku_32_1.pdf 867 KB 種類 : fulltext
Title ( jpn )
フランス革命検死報告書 : 『ダントンの死』
Title ( eng )
Dantons Tod als Leichenschau der Französischen Revolution
Creator
Takeda Tomotaka
Source Title
広島ドイツ文学
Beiträge zur Germanistik in Hiroshima
Issue 32
Start Page 1
End Page 20
Journal Identifire
[PISSN] 2436-9659
[NCID] AN10092261
Abstract
Das Wort „Menschenrechte“ ist nirgends im Text zu finden. Wohin sind die schönen Schlagwörter „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ verschwunden?
Im ÎII. Akt heißt es: „Blickt um euch, das alles habt ihr gesprochen; es ist eine mimische Übersetzung eurer Worte. Diese Elenden, ihre Henker und die Guillotine sind eure lebendig gewordnen Reden.“ Zum Beispiel die Gleichheit; das Wort kommt nur einmal vor und zwar als Gleichheit vor dem Tod. Die „Gleichheit schwingt ihre Sichel über allen Häuptern, [...] die Guillotine republikanisiert!“
Wie konnte es dazu kommen? Erstens hat der fanatische Idealismus daran schuld.
Robespierre sagt: „Die Revolutionsregierung ist der Despotismus der Freiheit gegen die Tyrannei.“ Die Freiheit verkehrt sich in ihr Gegenteil. Der leidenschaftliche Freiheitsheld kann sich auf dem Weg zur Verwirklichung des Ideals „in Despotismus verirren“, hat Schiller fast fünfzig Jahre früher in Briefe über Don Carlos vorausgesagt. Trotz der scharfen Schillerkritik Büchners beweist Dantons Tod die Richtigkeit der Weissagung seines Vorgängers. In dem Drama haben sich Robespierre und die Französische Revolution selbst wie Marquis Posa in der Schlinge der Ver-absolutierung des Ideals verstrickt.
Zweitens ist es der Sündenbockmechanismus, der die schändlichen Ergebnisse verursacht.
Von der Konfrontation zwischen Robespierres Idealismus und Spiritualismus einerseits und Dantons Sensualismus andererseits wird oft gesprochen. Tragisch ist, dass die Grundsätze der beiden Intellektuellen mit der materiell elenden Lebenswirklichkeit des Volkes, das vor Hunger „Totgeschlagen!“ schreit, wenig zu tun haben. Deshalb ist etwas notwendig, das die Revolutionsführer mit dem Volk verbindet. Bekanntermaßen werden Menschen Brüder, indem sie sich gegen die „Feinde“ vereinigen. Und in diesem Drama begegnet man dem Wort „Feinde“ besonders häufig: „Feinde der Republik“, „Feinde der Freiheit“. „Feinde“ ist das effektvollste Schlagwort in dem Drama, nicht die Menschenrechte. Aber es kommt darauf an, wer als die Feinde gebrandmarkt werden kann. Jetzt sind es die Dantonisten, weil sie sich dafür aussprechen, das Leben zu genießen, also lasterhaft sind, während das arme hungrige Volk gar nicht in der Lage ist, etwas zu genießen, also gezwungenermaßen tugendhaft sein muss. Es hasst die Genießenden wie ein Eunuch die Männer und ihm ist „ein impotenter Mahomet“ Robespierre sympathisch. Die Ersteren sind leicht angreifbar. Lacroix meint, man habe die Hebertisten „aufs Schafott geschickt; aber dem Volk ist nicht geholfen,“ [...] das Volk sei immer noch „materiell elend, das ist ein furchtbarer Hebel. Die Schale des Blutes darf nicht steigen, wenn sie dem Wohlfahrtsausschuß nicht zur Laterne werden soll; er hat Ballast nötig, er braucht einen schweren Kopf.“ Hier handelt es sich um ein typisches Beispiel für die Wirkweise des Sündenbockmechanismus. Die einen Revolutionsführer retten sich, indem sie die anderen zum Opfer bringen, und das Volk lässt seinen gestauten Ärger aus, indem es die ganze Schuld für die jämmerlichen Verhältnisse den epikureischen Dantonisten aufbürdet und sie vernichtet.
Language
jpn
Resource Type journal article
Publisher
広島独文学会
Date of Issued 2020-01-15
Rights
Copyright (c) by Author
Publish Type Version of Record
Access Rights open access
Source Identifier
[NCID] AN10092261