文学はごみである : ベルにおけるフモールの概念をめぐって

広島ドイツ文学 Issue 23 Page 87-98 published_at 2009-09
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Title ( jpn )
文学はごみである : ベルにおけるフモールの概念をめぐって
Title ( eng )
Literatur als Abfall : Zum Begriff „Humor“ bei Heinrich Böll
Creator
Kimoto Shin
Source Title
広島ドイツ文学
Beiträge zur Germanistik in Hiroshima
Issue 23
Start Page 87
End Page 98
Journal Identifire
[PISSN] 2436-9659
[NCID] AN10092261
Abstract
Der Name Heinrich Böll galt lange als ein Repräsentant von der Nachkriegsliteratur der BRD. Bis zu seinem sechzigsten Geburtstag im Jahr 1977 soll DTV stolze 4,3 Millionen Exemplare des Autors verkauft haben. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass sich in der Literatur Bölls sozusagen der Gesellschaftswandel der BRD spiegelt, wenn man seine Werke und ihre Stoffe chronologisch aufreiht: Der Zug war pünktlich(1949) thematisiert die Seelenkrise eines jungen Soldaten, der mit dem Zug an die Front geschickt wird. In Und sagte kein einziges Wort(1953) ist ein armes Ehepaar in der Periode des Vor-Wirtschaftswunders dargestellt. Die Institution Kirche wird in Ansichten eines Clowns(1963) in ihrem erstickenden Autoritätscharakter bloßgestellt. Die verlorene Ehre der Katharina Blum(1974) setzt sich mit der Eigentümlichkeit von Massenkommunikation bis zum Äußersten auseinander. Während in fünfziger Jahren viele Talente inhaltslos experimentale Texte zu schreiben anfingen, blieb Böll dabei, im nüchternen Stil Prosa zu verfassen. Darum betrachtet man in der Literaturforschung diesen Autor immer noch als einen „Realisten,“ bei dem sich die aktuellen Verhältnisse der Gesellschaft von damals präzise widerspiegeln. Hiergegen spricht sich Böll jedoch in einem späteren Interview aus: „Alles das, was die Weltgeschichte an Klamotten einem vor die Füße wirft, Krieg, Frieden, Nazis, Kommunisten, Bürgerliche, ist eigentlich sekundär. Das, was zählt, ist eine durchgehende, ich möchte fast sagen, mythologisch-theologische Problematik, die immer präsent ist.“ Diese Bemerkung ist für einen Großteil der Sekundärliteratur gleichsam kryptisch, da der „Realist Böll“ vor allem von Zeitsituationen abhängen soll. Er war wirklich ein scharfer Beobachter von der Gesellschaft jedoch aus einer eigenen Sicht. Was im sozialen Bereich geschah, stand für ihn als „einen bewussten Bürger der BRD“ im Zentrum des Interesses. Es lässt sich jedoch mit Gewissheit ausschließen, dass der Kern seines Werkes im Wandel der Zeit obsolet geworden sein könnte. Böll hat vielmehr aus „Aktuellem“ „Wirkliches“ destilliert, um sich der Begrifflichkeit aus einem früheren Essay zu bedienen. Mit dem Aktuellen gemeint sind hier etwa tägliche Nachrichten, die man jeden Tag erfährt und nächsten Tag vergessen wird. Dagegen stellt das Wirkliche so etwas wie „eine Botschaft, die angenommen werden will,“ dar. Zu dieser unsichtbaren Wirklichkeit kann man nur mit der Vorstellungskraft eines Künstlers reichen. Im selben Essay erwähnt Böll beispielsweise einen Unfall eines japanischen Fischerboots, das vom amerikanischen Atomversuch in Bikini radioaktiv verseucht wurde, um die Begriffe von Aktuellem und Wirklichem auf die visuelle Weise darzulegen. Ihm zufolge mag man wohl seit diesem Unfall einen neuen Tod in der Luft einatmen, mag ein Bäcker unbewusst diesen Tod ins Brot einkneten. Mit diesen poetischen Bildern des unheimlichen Alltags kann man doch wohl den Tiefsinn dieses Unfalls prägnant im Gedächtniss halten. Es fragt sich aber, aus welcher Sicht denn die Bilder vom Bäcker mit radioaktiven Broten aus dieser Tragödie des Fischerboots herauszuschneiden sind. Was bei Böll die Perspektive auf Aktuelles ausmacht, ist vor allem die Kritik an der rationellen Denkweise, die sich ununterbrochen in der Moderne durchsetzt. Er nennt sie auch die „Kolonial-Vernunft“, die „immer nur reduziert auf Macht, Besitz, Profit usw.“ erscheint. Er merkt fast überall, wie sich diese Rationalität instrumentalen Charakters in der Moderne behauptet: Zuerst erschrak der Junge Böll, der gerne jeden Tag in der Stadt herumspazierte, wie die „Straßenbrutalität der Nazis“ herrschaftssüchtig „etwas Familiäres“ von Straßen wegwischte. Aus der Gewalt der Nazis entwickelte sich dann unvermeidlicherweise die „tödliche Exaktheit“ in den Vernichtungslagern, „mit der alles ausgeführt wurde.“ Nach dem Krieg überlebte sie doch noch auf die raffiniertere Weise in der Form der Technik: Böll betrachtet die Stadt von heute als „Endprodukt unserer totalen Vernunt,“ das nichts anderes als „Wegwerf-Konsumgesellschaft“ darstellt. Sie geht immer davon aus, sich Nützliches zu ziehen, was doch gleichzeitig Unnützes mit sich bringt. Was heute in der Stadt keinen Nutzwert präsentiert, muss letzten Endes „Abfall“ genannt werden. Im Augen Bölls ist jedoch in diesem unerwünschten Nebenprodukt der Konsumgesellschaft, nämlich Abfall, gerade die letzte Möglichkeit des Humanen versteckt. Denn er verkörpert gerade den Gegensatz zur an der Nützlichkeit orientierten Denkweise. In den Werken Bölls sind am meisten die armen Leuten, die in düsteren Ecken der Stadt fast abfällig ihr Leben führen, thematisiert. Er wurde darum manchmal in Feuilletons pejorativ als „Autor der kleinen Leute“ bezeichnet, was ihn jedoch gar nicht verletzte. Er erklärt sich vielmehr als diesen und zieht selbstsicher das „Armeleutemilieu“ in den Kernpunkt seiner Literaturwelt hinein. Außerdem wertet er das Abfällige zum Erhabenen um: Denn Bölls Überzeugung zufolge kann nur Literatur „das in der Gesellschaft für abfällig Gehaltene in seiner Erhabenheit“ bestimmen. Was diese Umwertung ermöglicht, benennt er mit literarischem Terminus Humor. Dieser Begriff hat „nie rein irdische,“ sondern „immer wenigstens zu einem Gran metaphysische Qualität.“ Denn das Abgefallene kann erst in der christlichen Religion wie beispielsweise in der Bergpredigt „erhoben“ werden. Ein Beispiel vom Humor mit religiöser Qualität bei Böll wäre hier empfohlen: Der Romanheld Fred in Und sagte kein einziges Wort verliert sein Zuhause und läuft fast orientierungslos wie Papierfetzen in der Stadt umher. Er besucht oft gerne einen Friedhof, um an einer zufälligen Beerdigung teilzunehmen und dann mit der Familie des Verstorbenen bei Glas Bier im Restaurant zu plaudern. Die Friedhofsszene deutet wohl die Verlorenheit der Menschenwürde an, weil nach Profitdenken des Stadtlebens Tote eben als eine Art Abfall behandelt werden müssen. Das lustige Bild von Fred am Tisch im Restaurant erinnert uns doch an den Anfang der Wierdeherstellung von der Menschenwürde im Tiefpunkt der abgefallenen Persönlickeit. Böll bekennt, dass ihm „jenes Gran Humor allein das Weiterleben auf dieser Erde möglich macht.“ Das betrifft ihn aber nicht allein, vielmehr kann uns der Humor im Sinne Bölls eine humane Sichtweite in der Moderne, in der prinzipiell alles nach Effizienz und Nützlichkeit abgeschätzt wird, eröffnen.
Descriptions
本論は日本独文学会春季研究発表会(立教大学,2008年6月15日)における発表原稿を加筆訂正したものである。
NDC
German literature [ 940 ]
Language
jpn
Resource Type journal article
Publisher
広島独文学会
Date of Issued 2009-09
Rights
Copyright (c) by Author
Publish Type Author’s Original
Access Rights open access
Source Identifier
[NCID] AN10092261