広島ドイツ文学 Issue 33
published_at 2020-12-25

クライスト『ミヒャエル・コールハース』のルター像 ルター・司法・正義/復讐 (gerecht/gerächt)

Das Lutherbild in der Erzählung Michael Kohlhaas
TAKEDA Tomotaka
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Abstract
Im Zentrum der Novelle stehen Luthers Plakat und sein Gespräch mit Kohlhaas. Am wichtigsten ist die Stelle: „Wie kannst du sagen, dass dir dein Recht verweigert worden ist, du, dessen grimmige Brust, vom Kitzel schnöder Selbstrache gereizt, nach den ersten, leichtfertigen Versuchen, die dir gescheitert, die Bemühung gänzlich aufgegeben hat, es dir zu verschaffen?“ Dabei handelt es sich um ein Missverständnis, weil die von Kohlhaas angestrebten Rechtsverfahren immer wieder durch den Nepotismus des Adels verhindert worden sind, wobei sogar seine Frau ums Leben gekommen ist. Kohlhaasens Versuche waren gar nicht „leichtfertig“. Beachtlicher ist, dass Luther ihm hier nicht nur die rachgierigen Gewalttätigkeiten vorwirft, sondern mehr noch den Mangel an Bemühungen, sich legal Recht zu verschaffen. Luther hält die Justiz für wichtig. In dem historischen Brief Luthers an Kohlhaas spricht er nur von „Geduld, leiden, verbeißen“ und zitiert aus der Bibel „Die Rache ist mein“. Weiter heißt es: „[…] könnt Ihr das Recht nicht erlangen, so ist kein Rat da, denn Unrecht leiden.“ Betont wird nur das Gottesgericht; von einer Bemühung um ein Rechtsverfahren ist hier nicht die Rede. Kleist hat Luther auf dem Hintergrund von Aufklärung und Französischer Revolution modernisiert. In „Der Zweikampf“, der in demselben Jahr 1810 entstand, siegt Unrecht gegen Recht, und weinig fehlte, dass die Ehrlichen den Feuertod erleiden. Dann kommt das Fehlurteil an den Tag und das Gottesurteil wird relativiert. Dasselbe gilt für „Michael Kohlhaas“. Kleists Luther spricht weder von Gottesrache noch von „Unrecht leiden“. Er schätzt das Recht und das Gerichtsverfahren. Vor Luther beteuert Kohlhaas mutig, zum Gedeihen seines friedlichen Gewerbes bedürfe er des Schutzes der Gesetze, und da ihm dieser Schutz versagt worden sei, sei aus der Gemeinschaft verstoßen worden. Wenn die Obrigkeit, wie Luther behaupte, von seiner Sache nichts wisse, so solle er ihm freies Geleit nach Dresden verschaffen, damit er die Klage, mit der er abgewiesen worden sei, noch einmal vor dem Gericht des Landes vorbringen könne. Darauf antwortet Luther, der im Plakattext Kohlhaas noch als „gottlos, wahnsinnig, vermessen, ungerecht“ usw. bezeichnet und aufs heftigste beschimpft hatte, seine Forderung sei gerecht. Am andern Morgen erlässt er ein Sendschreiben an den Kurfürsten von Sachsen, worin er dessen niederträchtigen Vasallen, die die Klage untergeschlagen hätten, schmäht, und dem Landesherrn rät, Kohlhaas zur Erneuerung seines Prozesses Amnestie zu erteilen. Zugleich fragt er Kohlhaas, ob dieser dem Junker vergeben und seine abgehärmten Rappen selber zur Dickfütterung nach Haus führen wolle. Einerseits die Prozessführung zu befördern, andererseits die Verzeihung anzuraten, das scheint ein Widerspruch zu sein. Wie kann man ihn erklären? Luther spürt, dass sich Kohlhaas mit seiner hartnäckig widerholten Forderung nach dem Urteil, dass der Junker selber die Rappen nach Kohlhaasenbrück schleppen und wieder dick füttern solle, schnöde Rachsucht in das berechtigte Rechtgefühl mischt, und das erregt seinen Anstoß.
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