広島ドイツ文学 31 号
2019-02-20 発行

世紀末ウィーンの「妊娠小説」

Die ungewollte Schwangerschaft in Der Weg ins Freie
武田 智孝
全文
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Abstract
Schnitzlers Roman Der Weg ins Freie behandelt eine ungewollte Schwangerschaft – ungewollt wenigstens aus der Sicht der männlichen Hauptfigur Georg. Auf die Frage seines Bruders, ob er seine Beziehungen nicht zu legitimieren denkt, erwidert er: „Vorläufig nein“. Er fügt aber zugleich hinzu, dass er nicht so unaufrichtig sei, Anna im Stich zu lassen. Er erläutert Annas Mutter die Umstände und den Plan für die folgenden Monate :Um nicht Aufmerksamkeit zu erregen, reise Anna mit ihm nach Italien ab, wo kein Mensch sie kenne. Dann solle in der Umgebung von Wien ein Landhaus zur Niederkunft gemietet werden, und das Kind wohl in der Nähe der Stadt in Pflege gegeben werden… „Nicht so sehr das, was sie(Annas Mutter) erfahren hatte, drückte auf sie, als vielmehr die Vorstellung, dass sie es so wehrlos über sich ergehen lassen musste, eine arme Mutter, in kleinbürgerlichen Verhältnissen, die dem vornehmen Verführer machtlos gegenübersaß.“
Hier merkt man deutlich den Standesunterschied. Georg ist von Adel und Anna ist „a lower-middle-class girl“. Sie ist aber nicht „ein süßes Mädel“. Dem Dr. Stauber aus der Vätergeneration habe es „einen leisen Ruck gegeben“, als sie, ein anständiges Mädchen „aus guter Familie“, ihm „die Sache erzählt hat“. Anna aber hat sich dem geliebten Georg hingegeben „mit dem festen Entschluss, alle Seligkeit und alles Leid hinzunehmen, das ihr bevorstehen mochte.“ Gemessen an den Verhältnissen zu Anfang des 20. Jahrhunderts war sie eine neue Frau. Aber als sie ledig schwanger wird, fühlt sie sich unruhig, dass sie keine Ahnung hat, wo das Haus steht, in dem das Kind zur Welt kommen wird: eine Identitätsunsicherheit.
Georg schwankt, ob er sie heiraten soll? Als Anna die Freude auf das Kind nicht verbergen kann und sagt, dass sie es nicht zu fremden Leuten geben möchte, fährt es ihm durch den Sinn: „--- wär es nicht sogar das bequemste, wenn ich sie heiratete? ... Aber irgend etwas hielt ihn zurück, es auszusprechen.“
Was ist das „irgend etwas“? Ihm gefällt es nicht besonders, dass er sich mit ihren Eltern und ihrem Bruder verschwägern würde, obwohl es doch „gütige, sanfte, kluge“ Anna ist, die seine Frau sein würde. Außerdem gibt es auch einen egozentrischen Grund des müßigen schönen Barons. Es ist ihm nämlich unerträglich, in so jungen Jahren solche ernsten Verpflichtungen einzugehen wie Vater zu werden und sich so früh schon für alle Zeit fest an ein weibliches Wesen zu binden.
Andererseits fühlt er dunkel, dass es nötig ist, auf eine arbeitsscheue Adelslebensart zu verzichten. Als Komponist wird er an dem Dilettantentum kritisiert. Außer seinem Bruder, der ihn aber auch „verflucht faul“ beschimpft, bekümmert sich um ihn nur Anna, die zu Gott darum betet, dass aus ihm „was sehr Bedeutendes, ein wirklicher, ein großer Künstler“ wird, indem er noch fleißiger, noch konzentrierter arbeitet. In der Vermählung mit ihr sieht er eine Möglichkeit zum neuen Leben. Seine halbbewusste Hoffnung ist gescheitert jedoch , als das Kind tot geboren wird. Der verworrene Nabelstrang, der den Jungen erwürgt hat, ist auch ein Symbol für Georgs ewige Wirrungen und Unentschlossenheiten, die seine eigene neue Geburt vereitelt haben.
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