広島ドイツ文学 28 号
2014-07-31 発行

ユートピアの諸相とホフマンのメールヒェン

Aspekte der Utopie und Hoffmanns Marchen
小﨑 肇
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Abstract
In diesem Aufsatz geht es um Einflüsse des Genres der Utopie auf die romantische Literatur, besonders auf Hoffmanns Märchen, weil sie meines Erachtens eine große Rolle für die Interpretation dieser Texte spielt.   

‚Utopie‘ ist „die literarische Darstellung idealer Gesellschaften und Staatsverfassungen eines räumlich und/oder zeitlich entrückten Orts (z. B. das Land ›Nirgendwo‹), oft in Form fiktiver Reiseberichte“. Die Beschreibung utopischer Verhältnisse kann implizit oder explizit eine Kritik am falschen Schein einer realen Gesellschaft enthalten.   

Die Staatsverfassung in Platos „Politeia“ wird allgemein für ein Muster der Utopie gehalten, wo das Land von einer Elite gemeinschaftlich regiert wird. Ein anderes Modell ist Atlantis in Platos Werk „Kritias“. Dieses Atlantis wird sowohl als legendäre Insel im atlantischen Ozean wie auch als großartiger, ästhetischer und exotischer Staat beschrieben. Thomas Morus‘ „Utopia“ entwickelt die Elemente beider Utopien weiter. Das utopische Land ist einerseits durch Ordnung und Schlichtheit geprägt, andererseits mit ihrer großartigen Architektur als Insel isoliert. Als neueres Beispiel in Deutschland wird oft die „pädagogische Provinz“ in Goethes „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ genannt. In dieser Provinz werden die jungen Menschen durch Musik und Religion gebildet, so dass hier nicht eine ganze Gesellschaft als Utopie erscheint, sondern eine arkadische Gemeinschaft oder Gruppe. Aber die gebildeten Leute in diesem Roman wollen in Amerika eine neue Gesellschaft gründen. Insofern kann die pädagogische Provinz als Beginn eines utopischen Projekts gelten.   

Etwa zur gleichen Zeit entdeckte Novalis, ein romantischer Dichter, Platos Atlantis für sich. In „Kritias“ besitzt die große Stadt von Atlantis ideale Maßverhältnisse und eine geometrische Ordnung. Aber Novalis zeichnet den alten Staat im „Heinrich von Ofterdingen“ aufgrund seiner Vorstellung vom ‚Goldenen Zeitalters‘ als naturnahes und idyllisches Reich.   

E. T. A. Hoffmann übernahm den Namen „Atlantis“ in seinem Märchen „Der goldene Topf“. In diesem naturvollen Raum leben aber keine Menschen, vielmehr wird hier auf mythische Weise von der Liebe unter Naturgeistern und Pflanzen erzählt. Am Ende des Werks erreicht der Student und Dichter Anselmus das mythische Land, während der Erzähler in der realistisch gezeichneten Wirklichkeit sich in seiner Dachstube nach dem utopischen Ziel sehnt. Durch diese Trennung bildet „Atlantis“ einen umso schärferen Kontrast zur realen Welt und kann als Utopie eine kritische Funktion einnehmen.   

Dagegen wird in einem anderen Märchen Hoffmanns, „Klein Zaches genannt Zinnober“, eine kritische Utopie dargestellt. Die fiktive Universitätsstadt Kerepes war früher ein naturnahes „Ländchen“. Damals wusste jedermann, „daß Fürst Demetrius das Land beherrsche; niemand merkte indessen das mindeste von der Regierung, und alle waren damit gar wohl zufrieden“.
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