広島ドイツ文学 Issue 28
published_at 2014-07-31

重層構造のカフカ言語,そして翻訳の問題 : 『訴訟』の場合

Die mehrschichtige Sprache Kafkas und damit zusammenhangende Ubersetzungsprobleme
Takeda Tomotaka
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Abstract
Die Täuschungen in der Täuschung im Gespräch zwischen dem Gefängniskaplan und K. im Dom. Der Geistliche: „In dem Gericht täuschst Du dich, in den einleitenden Schriften zum Gesetz heißt es von dieser Täuschung1:“   

—Die Parabel „Vor dem Gesetz“—  
K.: „Der Türhüter hat also den Mann getäuscht.“   
Der Geistliche: „Sei nicht übereilt, übernimm nicht die fremde Meinung ungeprüft. (...) Von Täuschung2 steht darin nichts.“  
K.: „Es ist aber klar, und Deine erste Deutung war ganz richtig.“   

Worauf beziehen sich „die fremde Meinung“ und „Deine erste Deutung“?  

Bei den beiden handelt es sich um die Aussage des Geistlichen: „in den einleiteden Schriften zum Gesetz heißt es von dieser Täuschung1.“  

K.s Aussage „Deine erste Deutung war ganz richtig“ zeigt, dass er die Täuschung1 für das Täuschen hält und in der Aussage des Geistlichen „Von Täuschung2 steht darin nichts“ einen vermeintlichen Widerspruch findet. K. übersieht erstaunlicherweise, dass die Täuschung1 und 2 unterschiedliche Bedeutung haben, im ersten Fall ist nämlich die Rede vom Sichtäuschen, im zweiten vom Täuschen. Zwischen den beiden Aussagen des Mönchs liegt also keine Inkonsequenz.  

Andererseits aber beweist der Satz des Geistlichen „Sei nicht übereilt, übernimm nicht die fremde Meinung ungeprüft“, dass er K.s Täuschung in Täuschung11 erkennt und K. mit den Formulierungen „die fremde Meinung“ und „Von Täuschung2 steht darin nichts“ bewusst irritiert.  

Da man in der japanischen Übersetzung für Täuschung1 und 2 je einen anderern Signifikanten verwenden muss, verschwindet die Voraussetzung für die Diaphora (Wiederholung desselben Wortes [Signifikanten] in unterschiedlicher Bedeutung), und es entsteht ein langweiliger Text, von dem man nicht weiß, was man damit anfangen soll. Sowohl K.s Täuschung in Täuschung1 und 2 wie die Beirrung durch den Kaplan geht in der Übersetzung verloren, und damit zugleich die spannungsvolle Problematik dieser Stelle.  

„Der Türhüter hat den Mann getäuscht“, das behauptet K. nicht nur, weil er in die Doppelsinnigkeitsfalle von Täuschung1 und 2 gegangen ist, sondern auch, damit er den Mann vom Lande, seinen Zwilling, schone und schütze, indem er alle Verantwortung für das Scheitern des Mannes auf den Türhüter schiebt.  

Anstatt den Mann wie den geprügelten Wächter und den kriecherischen Kaufmann Block einen „Hund“ zu nennen, sagt K., der weder den Mut hat, das Messer in seine Hand zu nehmen und in seine Brust zu stoßen, noch seinen Lebenswillen durchsetzen kann, von sich selbst, er sei „wie ein Hund“. Dies ist ein Ausbund der Unschlüssigkeit im orientierungslosen Zeitalter.
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