広島ドイツ文学 26 号
2012-07-31 発行

民主主義にして反民族主義,『ラデツキー行進曲』の捩じれ

Für die Demokratie, gegen den Nationalismus: der janusköpfige „Radetzkymarsch“
武田 智孝
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Abstract
1859 besiegte Norditalien den Vielvölkerstaat Österreich im Unabhängigkeitskrieg. In der Schlacht bei Solferino, die den Ausgang des Krieges entschied und zum ersten Mal den Untergang des Reichs ahnen ließ, rettete Leutnant Trotta dem Kaiser das Leben. Es war die Ironie des Schicksals, dass Trotta am historischen Wendepunkt von der angeschlagenen Monarchie in den Adelsstand erhoben wurde, was für seine Familie bedeutete, dass sie von slowenischen Grenzbauern zu Österreichern wurden. Sie mussten das düstere Schicksal des Habsburgerstaates teilen, indem sie als loyale Untertanen gegen die erwachenden nationalistischen und demokratischen Kräfte kämpften.

Eine bittere Ironie des Autors kann man auch darin sehen, dass er für den Titel der Verfallsgeschichte des Habsburgerreichs und der Trottas seit Solferino ein Werk der Militärmusik zitiert, den >Radetzkymarsch<, mit dem ursprünglich der Sieg des österreichischen Feldmarschalls Radetzky gefeiert wurde, der 1848, elf Jahre vor Solferino, im ersten norditalienischen Freiheitskrieg die nationalistischen Aufständischen niedergeschlagen hatte. Der Marsch ihm zu Ehren wurde noch im selben Jahr von Johann Strauß Ι. komponiert.

Die Familiengeschichte der Trottas spiegelt exakt die Probleme des sterbenden Kaiserreichs. Zu beachten ist, dass der Autor Roth, ein Demokrat, die soziale Ungerechtigkeit und Ungleichheit scharf kritisiert, während er als jüdischer Kosmopolit—er gehörte nicht zu den Zionisten—gegen die nationalistischen Bewegungen war, die die übernationale Monarchie, die ihm ein Asyl gewährte, zerstörten. Er war für die Demokratie, aber gegen die Gleichberechtigung der Nationen.

In seinem Roman werden einerseits Fragwürdigkeiten der Ständegesellschaft einer Unter- suchung unterzogen. Warum ist z.B. der Bezirkshauptmann dem Gendarmeriewachtmeister Slama gegenüber so kalt, dessen Frau von Karl Joseph schwanger wurde und an der schweren Geburt starb? Aus welch einem geringfügigen Anlaß duellieren sich die beiden Offiziere, um dann ihrer strengen Standesehre zum Opfer zu fallen. Mit welch grotesker Besessenheit kämpft der Vater, der Bezirkshauptmann, um die Ehre seines Sohnes, des Leutnants, und der Familie Trotta zu retten, die durch die nicht zurückzahlbaren Schulden gefährdet ist. Alle diese Episoden weisen auf Fluch und Bann hin, die auf dem satisfaktionsfähigen Adelsstand lasten.

In der Verfallsgeschichte der Militärmusik >Radetzkymarsch<, die zugleich die der Trottas und des Habsburgreichs ist, spiegelt sich jedoch die Wehmut des jedem Nationalismus abholden Weltbürgers Roth. Der spielte zuerst unter dem Balkon des Bezirkshauptmanns und ließ Karl Joseph für den kosmopolitischen Vielvölkerstaat glühen, dann aber wurde im Bordell auf dem Klavier geklimpert, um die Offiziere zu den weißen Hennen marschieren zu lassen, und in der nächsten Szene sind deren erste Trommeltakte, die in die hintere Küche der Kneipe vom vorderen Musikapparat her erklangen, durch heisere Nebengeräusche entstellt, und zulezt muss der Enkel des „Helden von Solferino“ mit dem im Ohr ertönenden Radetzkymarsch-Phantom den einfachen Tod finden.
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