ドイツ文学論集 51 号
2018-09-21 発行

文学の慰め : ザッハー=マゾッホ『毛皮を着たヴィーナス』における文学的マゾヒズム

Der Trost der Literatur: Zum »literarischen Masochismus« des Romans Venus im Pelz
梶原 将志
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DoitsuBungakuRonshu_51_21.pdf
Abstract
Dieser Aufsatz untersucht die enge Beziehung zwischen dem literarischen Text und dem Erotismus in Leopold von Sacher-Masochs (1836-95) Roman Venus im Pelz (1870) und kategorisiert sie als »literarischen Masochismus«. Psychologische Betrachtungen von Krafft-Ebing und Freud haben den »Masochismus« als Sexualpräferenz umfassend definiert, dagegen beziehe ich mich in dieser Arbeit auf die Lektüre des Romans. Es handelt sich also ausschließlich um eine Textinterpretation.
Der Hauptcharakter in Venus im Pelz ist Severin, „ein Dilettant im Leben“, wie er sich selbst bezeichnet. Er will seine Begierden nicht ausleben, sondern sie vielmehr ewig suspendieren und überspannen. Daher bezeichnet er sich als „einen Übersinnlichen“. Severin, der „Lebensdilettant“, der zunächst lange eine Venus aus Marmor verehrt, begehrt nicht etwas, sondern die Begierde an sich; und ein Mittel, dessen er sich für sein Experiment bedient, ist der Herrin-Sklave-Vertrag mit der schönen Witwe Wanda. Als Sklave darf er zwar mit seiner Herrin keine Partnerschaft eingehen, doch stattdessen (oder eben deswegen) sie verehren und paradoxerweise eine innige Beziehung zu ihr genießen, ohne dass sich sein Begehren erfüllt. Sein Projekt schlägt jedoch fehl, als ein wohlgestalter Grieche als unerwünschter Dritter in Erscheinung tritt. Severin verlässt daraufhin seine Herrin und wirkt vom Leben desillusioniert. Es ist nun nicht mehr sein erotisches Laboratorium. Erst im literarischen Text, im Schreiben seiner Memoiren Bekenntnisse eines Übersinnlichen, findet er Trost, da es ihm ermöglicht, in der Erinnerung an seine Begierde zu leben. Er stirbt weder als ein Märtyrer, mit dem er sich selbst oft vergleicht, noch als ein tragischer Held.
Die Funktion des literarischen Textes besteht nicht darin, pornografisch mehrere Szenen beim sexuellen Spiel darzustellen. Wie in dem Roman selbstreferenziell gezeigt wird, gibt der gescheiterte und enttäuschte „Lebensdilettant“ stattdessen seinem nach der Lösung von Wanda leer gewordenen Leben durch das Schreiben des Textes nachträglich einen Sinn. Dies gewährt ihm unter anderem Heilung seiner als widernatürlich dargestellten Neigung und ermöglicht ihm, im Leben Fuß zu fassen. Während der sexuelle Masochismus, mit dem sich Psychologen beschäftigen, in dem Roman beschrieben ist, funktioniert der literarische Masochismus, um den es hier geht, beim Verfassen und Lesen eines Textes performativ, also durch die Handlung an sich. Dies geschieht nicht nur auf der Ebene von Severins Bekenntnissen, sondern auch auf derjenigen von Sacher-Masochs Venus im Pelz. Das tröstende Nachleben der Ereignisse durch den Roman kann Autor wie Romanfigur (und auch den Leser) erneut zu einem kühnen Experiment im wirklichen Leben ermutigen. Der Schwung vom intensiven zum ruhigen zurückgezogenen Leben ist gleichzeitig auch ein potenzieller Anlauf zur Rückkehr ins Erotische, in dem man nach der Beständigkeit der Begierde strebt. Was auch geschehen mag, schlussendlich wird die Literatur retten und trösten. Erst diese Versicherung macht das Abenteuer möglich. Auch in der Realität versuchte der Autor Sacher-Masoch, dem Beispiel aus seinem Roman getreu mit seiner Ehefrau zu leben. Genau wie Severin in seinen Bekenntnissen lebte Sacher- Masoch in Venus im Pelz seinen »literarischen Masochismus« aus. Will man dem Text also literarisch gerecht werden, muss man ihn und das Werk des Autors als schwingend zwischen dem Spiel/Experiment und dem normalen Alltagsleben begreifen.
Der literarische Masochismus ist sozusagen ein diskursiver Mechanismus, in dem man sein Leben nachträglich umschreibt und damit gelassener weiter leben kann. Dagegen gehört zur Tragödie ein starrer Geist, der im Leben nur ein zum notwendigen Tod oder zur Katastrophe konvergierendes Schicksal sieht. Meine zukünftige Aufgabe ist, im Kontrast zum Masochismus die Starre der Tragik auf eine kritische Weise deutlich zu machen.
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