広島ドイツ文学 Issue 25
published_at 2011-07-31

「愉しく, 望ましいおしまい」は訪れたのか : E. T. A. ホフマンのメールヒェン『マイスター・フロー』の結末試論

Kommt es tatsächlich zu einem „fröhlichen und erwünschten Ende"? : Ein Versuch über die Schlussszenen von E. T. A. Hoffmanns „Meister Floh"
Ozaki Hajime
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Abstract
In diesem Beitrag geht es um die Schlussszenen in Hoffmanns Märchen „Meister Floh". Heine schrieb, dass das Buch „keine Handlung, keinen großen Mittelpunkt, keinen innern Kitt" habe. Eigentlich war das Buch zensiert worden, einige inkriminierte Passagen sind gekürzt. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschien eine vollständige Ausgabe, doch Heines Beurteilung wurde weiterhin zitiert. Auf alle Fälle ist das Buch kompliziert und verwickelt. Man findet darin Handlungsbrüche, und einige Passagen passen nicht gut zueinander. Vor diesem Hintergrund schickte Hoffmann das Manuskript in drei Teilen an den Verleger und unterließ es, eine Abschrift vorzunehmen. Im vorliegenden Beitrag werden einige Überlegungen zum „inneren Kitt" angestellt, besonders zu den Schlussszenen des Märchens.

Zunächst bespreche ich die Szene in „einem unabsehbaren Saal". Hier erkennt Peregrinus, eine der Hauptfiguren, sein inneres Wesen: er ist in Wahrheit König Sekakis aus dem Märchen. Daraufhin bestraft der zurückkehrende Herrscher die Figuren für die Verwirrung in der Märchenwelt. Diese Szene ist ähnlich angelegt wie zwei Vorläufertexte, nämlich Mozarts „Zauberflöte" und Goethes „Märchen". Obwohl die Ähnlichkeiten ein glückliches Finale ahnen lassen, verhindert eine Einbrecherin—Aline, Peregrinus‘ Amme, die eine Königin darstellt—die Bestrafung der Wissenschaftler Leuwenhoeck und Swammerdam durch Sekakis, so dass die beiden trotz des königlichen Tadels dem Tod entgehen und zu Kindern werden. Es sieht so aus, als blieben die gefährlichen Elemente in der Märchenwelt bestehen. Hier gilt es, die Verwandlung der Wissenschaftler zu beachten. Schon zu Beginn des Werks ist das Kind-Sein als wichtiges romantisches Motiv präsent. Einerseite gilt die Kindheit als Quelle der Einbildungskraft; alle natürliche Dichtung kommt der romantischen Poetik zufolge aus der Kindersprache. Andererseite eignet den zu Kindern werdenden Wissenschaftlern auch eine kindisch-egoistische Seite. Diese beiden Seiten des Kind-Seins werden gleichwertig dargestellt, weil es den Individuen nicht möglich ist, nur die romantisch-kindliche Seite zu bewahren.

Als nächstes untersuche ich die letzte Szene im „Landhaus". Hier kommt es zur Doppelhochzeit von zwei Paaren; Peregrinus-Röschen und George-Dörtje. Dieses Paar wird vom Tod ereilt, die Liebenden sterben als Fackeldistel und Tulpe „den Pflanzentod". Man hat diese Szene als „Liebestod" bezeichnet, doch es fehlt hier im Grunde jede Tragik. Denn „beider Tod war nur die Betäubung des Blumenschlafs, aus der sie ins Leben zurückkehren durften, wiewohl in anderer Gestalt". Es ist also möglich, dass sie auch diesmal wieder zurückkehren: Sie werden zum Symbol der ewig Liebenden und können aufs neue in der gegenseitigen Liebe ewig wiederkehren. Das andere Paar wiederum zeigt eine andere Möglichkeit für die Zukunft. Sein neuer Lebensraum ist scheinbar so geschlossen wie das alte Haus in Frankfurt. Der aus der Verbindung der beiden hervorgehende Sohn wird als kleiner Peregrinus vorgestellt. Diese Beschreibung ist zwar nicht besonders ungewöhnlich, doch dem Kind mangelt es überdies an einer eigenen Persönlichkeit. Die neue Generation hat keinen spezifischen Charakter, und so scheint lediglich Peregrinus' Leben wiederholt zu werden. Doch jedesmal gibt die Bescherung, die Meister Floh am Christtag durchführt, neue Anzeichen der Phantasie, so dass man den Meister, der die Abenteuer der Figuren begleitet, als Beweis für die inneren Gesundheit Peregrinus' erachten kann. Aber auch hier wird Peregrinus' Leben nicht einseitig beurteilt. Eine Voraussetzung der Erzählhandlung, nämlich der Reichtum, dank dessen Peregrinus erst das Landhaus kaufen kann, ironisiert wohl den romantischen phantastischen Raum.

Aus dem Gesagten kann man folgern, dass in den Schlussszenen jede einseitige Ansicht abgewiesen und eine antithetisch-kritische Haltung eingenommen wird.
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