Erstens: In dieser Abhandlung wird anfangs die Dramaturgie Horváths untersucht. Er beachtet nicht die Großen, sondern die Masse (die Kleinbürger)
und er will diese, ohne politische Ideen ins Drama hineinzubringen, ganz genau so schildern, wie sie wirklich ist. Seine Dramaturgie wird dann mit der von Brecht und Piscator oder mit der von Shakespeare und Büchner verglichen.
Zweitens: Analyse der Charaktere in „Kasimir und Karoline". Die Uraufführung dieses Dramas war 1932 in Leipzig, kurz vor der Nazi-Zeit. Deshalb ist es sehr interessant, wie Horváth die damalige Masse darstellt. Alle Charaktere haben keine Hoffnung und keinen Glauben. Auch die Liebe ist so schwach, daß man sie nicht festhalten kann. Alle suchen etwas, aber finden nichts, und sie leben „wie das Rohr im Winde", wie Kasimir sagt. (69. Szene) Nur Karoline ist eine Ausnahme. Sie hat am Anfang des Dramas einen starken Willen zum Leben gehabt, aber sie scheitert zuletzt doch, und wie die anderen wird auch sie hoffnungslos „wie das Rohr im Winde". Alle sind allein und einsam und innerlich leer. Man kann sagen, daß Horváth das Innerste der damaligen Kleinbürger demaskiert und es ganz korrekt wiedergibt.
Drittens : Die Aufführung im Schloßparktheater in Berlin 1992 (Inszenierung L. Stefaneck) wird im Hinblick darauf kritisiert, wie man „Kasimir und Karoline" spielen kann oder soll. Bühnenbild, Kostüme, Musik usw. waren dort sehr gut organisiert, und die Schauspieler haben auch sehr gut gespielt. Trotzdem hat dieser Vorstellung etwas Wesentliches gefehlt. Es ist nicht leicht zu sagen, was es ist. Aber vielleicht ist es „der Wind" vor der Nazi-Zeit, der die allgemeinen Kleinbürger, d. h. „die Rohre", so unbegreiflich treibt, und die Inszenierung konnte ihn nicht genug ausdrücken.