ドイツ文学論集 52 号
2019-10-21 発行

増殖するおしゃべり : 枠物語として読むカフカの『城』

Zunehmendes Geschwätz :Kafkas Das Schloß als Rahmenerzählung
木田 綾子
全文
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DoitsuBungakuRonshu_52_27.pdf
Abstract
In dem Roman Das Schloß (1922) von Franz Kafka führen verschiedene Leute lange Gespräche. Die Form dieses Romans ist die einer Rahmenerzählung. Rahmenerzählungen verbreiteten sich vor allem im 19. Jahrhundert und treten seit Anfang des 20. Jahrhunderts wieder weniger auf. Typischen Rahmenerzählungen haben einige gemeinsame Merkmale, von denen viele auch in Das Schloß vorkommen. Dennoch weichen diese Merkmale bei ihrer Verwendung in Das Schloß von der Tradition der Rahmenerzählung ab. In diesem Aufsatz soll geklärt werden, welche Eigenschaften einer Rahmenerzählung Das Schloß im Vergleich zu den klassischen Rahmenerzählungen wie Decamerone und Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten von Goethe aufweist.
In typischen Rahmenerzählungen beginnen Figuren beispielsweise zu erzählen, um ihre Zuhörer zu unterhalten. In Das Schloß ist das nicht der Fall, denn in dem von K. besuchten Dorf ist die Gastfreundschaft nicht Sitte. Die Dorfbewohner fangen an, nur für sich selbst zu erzählen. In Das Schloß erfährt der Protagonist K. als Gast keine Gastfreundschaft und vernimmt die Geschichten der Gastgeber nur als stiller Zuhörer.
Die lange Geschichte von Olga in der zweiten Hälfte des Romans zeigt scheinbar die traditionellen Merkmale. Jedoch spricht auch sie für sich selbst mit der Absicht, die Ehre der Familie wiederherzustellen. Eine Episode in der Rahmenerzählung fungiert im Allgemeinen nicht nur als Zerstreuung für Leser, sondern auch als wichtiger Hinweis für das Verständnis des Romans. Einen solchen Hinweis scheint Olgas Geschichte zu geben, weil darin die Geheimnisse des Dorfes enthalten sind.
In Das Schloß ist charakteristisch, dass es in jeder Geschichte den Figuren an Glaubwürdigkeit mangelt. Die Dorfbewohner in Das Schloß sprechen alle aus ihrer Sicht darüber, was sie jeder gesehen haben. Wegen der fehlenden zuverlässigen Informationen wird das Gespräch der Figuren zunehmend zum Geplauder und Geschwätz. Dieses belanglose Reden bildet den Rahmen der Erzählung.
In solchen Figuren erscheint nicht nur der Autor Kafka selbst, der für sich schrieb, um sich mit seinen Problemen zu beschäftigen, sondern es wird auch das Groteske des menschlichen Denkens dargestellt. Kafkas Roman Das Schloß, der aus einer Kette von Gesprächen besteht, zeigt eine neue Form von Rahmenerzählungen im 20. Jahrhundert.
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