Nach F. de Saussure besteht zwischen dem Signifikanten und dem Signifikat keine direkte Beziehung. Im poetischen Text beziehen sich beide aber eng aufeinander. Denn dort weist der Signifikant nicht nur als Zeichenträger auf den Zeicheninhalt hin, sondern wirkt als Einheit von Klang und Rhythmus selbständig direkt auf Gefühl und Empfindung des Lesers(Zuhörers). Dabei wird zwischen dem Bezeichnenden und dem Bezeichneten eine harmonische Beziehung erzeugt. Diese wird im Prozeß der Übersetzung notwendigerweise gestört, weil die Zeichen des Orginaltextes durch die Signifikanten ersetzt werden müssen, die zu einer anderen Sprachwelt gehören. Um dieses Problem zu überwinden und um den fragilen Einklang zwischen dem Ausdruck und dem Sinn des Originaltextes ins andere Sprachsystem hinüberzuretten, soll man weniger dem Inhalt (Signifikat) die Treue halten, als vielmehr auf den Klang, den Rhythmus und den Gefühlston des Originaltextes (Signifikanten) achten, was jedoch eines dichterischen Talentes bedarf.
Eine besondere Schwierigkeit hat der Übersetzer mit den Wortspielen, die im literarischen Text oft auftreten: vor allem mit der Paronomasie, die auf der klanglichen Ähnlichkeit der Wörter basiert, und auch mit der Polysemie, die die Mehrdeutigkeit des Wortes zum poetischen Effekt ausnutzt. Das berühmteste Beispiel des Klangwitzes in der deutschen Literatur ist die „Kapuzinade“ aus Schillers „Wallensteins Lager“. Die adäquate Übersetzung dieses spielerischen Ausdruckes ist zwar schwierig, wird aber möglich, wenn man eine geringe Sinnverschiebung in Kauf nimmt und ähnlich klingende Wörter in seiner eigenen Sprache sucht und kombiniert. Der Übersetzungsversuch von Tsugio Sekiguchi vor fast 80 Jahren liefert ein gutes Beispiel dafür.
Unter vielen schwer übersetzbaren Witzen – Jean Paul meint, „Alle Sprachen sind voll unübersetzlichen Witzes“ – erwecken unsere besondere Aufmerksamket die doppelsinnigen Ausdrücke wie ›ein Fächer / einfächer‹ in Goethes Gedicht „Wink“ aus seinem „West-östlichen Divan“ und ›Rosa‹(Mädchenname / rosarot) in Kafkas „Landarzt“. Sie wollen zwar adäquat übersetzt werden, weil sie den Drehpunkt des jeweiligen Textes bilden und die Deutung des Werkes bestimmen. Dies ist aber beinahe unmöglich, denn bei der Übersetzung dieser Polysemien sollte nicht nur die Gleichheit der Signifikanten, sondern auch die Erhellung der Doppelbedeutungen erreicht werden.