Zwischen 1912 und 1914 spaltete sich die deutsche Judenheit in den zwei Tendenzen (entweder zur Assimilation oder Dissimilation) und stand deutlich gegeneinander. In einem Sinne war die durch den Emanzipationsprozeß des 19. Jahrhundertes gewünschte und erwartete Assimilation auch für sie schon etwas Selbstverständliches. Aber im Kaiserreich wurden sie auch gleichzeitig gezwungen, sich zu besinnen, ob man wirklich blind an der sog. Assimilation glauben kann. Einige Reaktionen darauf werden darin gefunden, daß die Zionistische Vereinigung für Deutschland im Jahre 1897 entstand und die sog. getauften Juden als noch böser auch in der Abwehrorganisation (Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens) bezeichnet und angegriffen wurden als die Antisemiten.
Aber es gab auch die Juden, in denen die Assimilation noch als einwandfrei gilt. Sie betrachteten sogar auch christrich-jüdische Mischehe als etwas Wünschenswertes und behaupteten die Beschränkung der Einwanderung der Ostjuden in Deutschland. Aus dieser Gedankensrichtung könnte in der Weimarer Zeit auch der Verband nationaldeutscher Juden entstehen, der bis 1932 die Nationalrevolution der NSDAP unterstützte.
In dieser Abhandlung wird die Mentalität solcher Juden dadurch in Betracht gezogen, den Aufsatz (Max Marcuse; Die christlich-jüdische Mischehe, 1912) zu analysieren. Darin kann man starke blinde Überzeugung finden, daß nur die vollkommene Assimilation jeden Antisemitismus ausschließt.