広島大学文学部紀要. 特輯号 56 巻 2 号
1996-12-20 発行

ビューヒナー研究(二) : 殺人者の言葉から始まった文学 : 第二部 『レンツ』(1/2)

Studien zu Georg Büchner. Bd. 2 : „Lenz"(1/2) : Die Literatur, die mit den Worten des Mörders anfängt.
河原 俊雄
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Abstract
Während der erste Band meiner Studien zu Georg Büchner „Woyzeck" analysiert, setzt der 2. Band meine Biichner-Studien mit einer Untersuchung der Erzählung „Lenz" fort.

Dazu werden zunächst die Quellen erläutert, d.h. „Oberlins Aufzeichnungen" und „die zwei Gutachten des Hofrats Clarus zum Fall Woyzeck".

Es ist schon lange bekannt, daß „Oberlins Aufzeichnungen" eine wichtige Quelle der Novelle sind. Hier werden jedoch auch die Gerichtsdokumente des Mordfalls als Quellen herangezogen, da es zwischen diesen beiden unterschiedlichen Quellentypen auffallende Ähnlichkeit gibt: Die Gutachten belegen, daß der historische Woyzeck viel von Träumen und Ahnungen sprach und sich darauf berief. Entsprechend ahnte der historiche Lenz den Tod der weit von ihm entfernten Friederike durch den Tod eines Kindes und erklärte, durch „Hieroglyphen" davon in Kenntnis gesetzt worden zu sein. In beiden Fällen erahnen also zwei historische Menschen Geschehnisse mit dem „elementarischen Sinn", wie der Held des „Lenz" dieses logisch nicht faßbare Vermögen nennt, und lassen sich davon stark beeinflussen. In diesem Punkt also lassen sich die Quellen gut miteinander vergleichen, weswegen auch die Gerichtsgutachten als Quelle mit herangezogen werden, zumal die Diskussion zwischen Lenz und Oberlin über den „elementarischen Sinn" dieses Verfahren nahelegt.

Im folgenden wird die Novelle analysiert. Der Akzent liegt hier auf der Beduetung des „elementarischen Sinns". Es wird nachgewiesen, daß auf ihm „Lenz" Entwicklung und Kontinuität beruht.

Ausgegangen wird dabei von der Frage nach dem „was", das Lenz am Anfang der Novelle auf dem Gipfel am Abend fühlt. Der Autor erklärt es so: „[...]er war im Leeren[...]Es war als ginge ihm was nach, und als müsse ihn was Entsetzliches erreichen[...]" Dieses „was" artikuliert die Angst des Helden. Sie bleibt namenlos und beherrscht ihn genauso weiter wie Woyzeck; der zu Beginn des Dramas gleichsfalls überraschend von einer solchen Angst überfallen wird. Und wie in „Woyzeck", so wird auch in „Lenz" diese namenlose, hinter der Chiffre „was" verborgene Angst im Verlauf des Werks allmählich immer deutlicher und konkreter, bis sie schließlich im Tod von Friederike Gestalt annimmt. Genauer gesagt: zunächst wird von einem geheimisvollen Mann in der Hütte „eine Stimme", „ein Blitz" und ein „Es" wahrgenommen; Lenz hört die Erzählung dieses Mannes, danach sieht Lenz „einen unheimlichen Glanz", der von den Zügen des kranken Mädchens in der Hütte auszugehen scheint; alle diese Phänomene sind, wie Lenz später beim Hören des Liedes vom Küchenmädchen erkennt, Zeichen von Friederikes Tod. Dann stirbt ein Kind in Fouday und Lenz, so heißt es, „faßt es auf, wie eine fixe Idee". Weil sein „elementarischer Sinn" ihm sagt, daß Friederike gestorben ist, bemüht er sich um die Wiederauferstehung des toten Kindes, denn er glaubt, dessen Rückkehr ins Leben müsse in einem Zusammenhang mit der möglichen Wiederaufstehung Friederikes stehen. Aber sein Bemühen bleibt erfolglos und nach einer Weile ist er fest überzeugt, daß „Hieroglyphen" ihm den Tod Friederikes bekannt gemacht haben, wie er sagt.

Diese Szenen sind sehr eng miteinander verbunden und weisen Kontinuitäten und Entwicklungen auf, die von anderen Forschern bestritten werden. Daher wendet sich diese Abhandlung auch gegen die Thesen von Gundolf, Wiese und Bauman, die der Novellen Kontinuität und Entwicklung absprechen.

Doch können diese Qualitäten der Novelle auch im Vergleich mit dem Märchen in „Woyzeck" unter Beweis gestellt werden. Viele Parallelen zeigen, daß die Handlung von „Lenz" vom Anfang bis zum Ende parallel zu der des Märchens verläuft. Schließlich wird auch Lenz in einen „umgestürzten Hafen" gesperrt, wo dunkel, leer und nichts ist. Und er kann niemals mehr dort herauskommem. Diese Parallelität wird ausführlich dargelegt.